Dackellähme (Teckellähme): Symptome, Diagnose, Behandlung & Vorbeugung
Die sogenannte Dackellähme (auch Teckellähme oder Diskopathie genannt) ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die vor allem Dackel, aber auch andere kurzbeinige und langrückige Hunderassen betrifft. Ursache ist in den meisten Fällen ein Bandscheibenvorfall, bei dem Gewebe in den Wirbelkanal austritt und das Rückenmark oder einzelne Nervenstränge komprimiert. Durch diesen Druck entstehen starke Schmerzen, Bewegungsstörungen bis hin zu vollständigen Lähmungen und der Verlust der Kontrolle über Blase und Darm. Besonders gefährdet sind chondrodystrophe Rassen, also Hunde mit genetisch bedingter Knorpelwachstumsstörung und speziellen Körperproportionen, typisch: kurze Beine und langer Rücken. Dazu zählen neben dem Dackel unter anderem Pekinesen, Spaniel, Bassets, Französische Bulldoggen oder Mops.
⚠️ Wichtig:
Da es sich um ein akutes und sensibles Thema handelt, solltest du beim kleinsten Verdacht unbedingt sofort tierärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.

📌 Das Wichtigste in Kürze
- ⚠️ Dackellähme entsteht durch einen Bandscheibenvorfall.
- 🚑 Erste Symptome → sofort zum Tierarzt!
- 🏋️ Vorbeugung: Gewicht halten & Sprünge vermeiden.
Ursachen und Entstehung
Die Wirbelsäule besteht aus zahlreichen Wirbelkörpern, die durch Bandscheiben miteinander verbunden sind. Diese wirken wie kleine Stoßdämpfer: Sie bestehen aus einem äußeren, faserigen Ring (Anulus fibrosus) und einem gallertigen Kern (Nucleus pulposus). Bei chondrodystrophen Rassen kommt es jedoch häufig schon in jungen Jahren zu einer Degeneration dieser Bandscheiben. Der gallertige Kern verliert seine Elastizität, verkalkt oder verknöchert, während der Faserring porös wird. Schon bei alltäglichen Bewegungen kann so Bandscheibenmaterial in den Wirbelkanal austreten und das empfindliche Nervengewebe quetschen.
Neben der genetischen Veranlagung spielen Übergewicht, falsche Belastung durch häufiges Treppensteigen oder Springen sowie das Alter des Hundes eine Rolle. Typischerweise tritt die Dackellähme zwischen dem zweiten und siebten Lebensjahr auf, manchmal aber auch deutlich früher.
Symptome und Schweregrade
Die ersten Anzeichen einer Dackellähme sind oft unscheinbar: Bewegungsunlust, steife oder gebückte Haltung, Empfindlichkeit bei Berührungen am Rücken oder Hals. Manche Hunde verweigern plötzlich Sprünge oder Treppen. Verschlechtert sich die Situation, kommen Koordinationsprobleme, schwankender Gang oder das Schleifen der Pfoten hinzu.
In schweren Fällen drohen Teil- oder Voll-Lähmungen der Hinter- oder sogar aller Gliedmaßen. Auch Inkontinenz ist möglich. Besonders kritisch ist der Verlust des Schmerzempfindens: Dann besteht höchste Eile, da dauerhafte Nervenschäden drohen. Tierärzte unterscheiden verschiedene Schweregrade – von Grad 1 (leichte Schmerzen) bis Grad 5 (kein Schmerzempfinden). Je höher der Grad, desto schwieriger die Prognose.
⚠️ Hinweis:
Spätestens bei ersten Gangstörungen oder Lähmungserscheinungen solltest du sofort in die Tierarztpraxis oder Tierklinik fahren. Abwarten kann bleibende Schäden verursachen.
Erste Hilfe und Verhalten im Notfall
Zeigt ein Hund Symptome, die auf eine Dackellähme hindeuten, muss er sofort geschont werden. Er darf nicht mehr selbst laufen, keine Treppen steigen oder springen. Am sichersten ist der Transport in einer stabilen Box, die von zwei Personen getragen wird. Große Hunde können vorsichtig mithilfe einer Decke bewegt werden. Wichtig ist außerdem, dass der Hund bis zur Untersuchung weder Futter noch Wasser bekommt, da bildgebende Verfahren oft eine Narkose erfordern. Ein Brustgeschirr statt Halsband entlastet zusätzlich die Wirbelsäule.
Diagnose
Die Diagnose beginnt mit einer gründlichen neurologischen Untersuchung. Rasse, Symptome und Reflexprüfungen liefern erste Hinweise auf die Lokalisation der Schädigung. Für eine sichere Diagnose sind jedoch bildgebende Verfahren nötig. Während einfache Röntgenbilder oft nicht ausreichen, liefern Myelographie, Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) genaue Ergebnisse. Besonders MRT gilt heute als Goldstandard, da es das Rückenmark und die Bandscheibenstrukturen in hoher Auflösung darstellt.
Behandlungsmöglichkeiten
Welche Therapie gewählt wird, hängt vom Schweregrad ab. Liegen nur Schmerzen ohne neurologische Ausfälle vor, kann eine konservative Behandlung sinnvoll sein. Dazu gehören entzündungshemmende Medikamente, Schmerzmittel und Vitaminpräparate, kombiniert mit strikter Ruhe über mehrere Wochen. Physiotherapeutische Maßnahmen wie Massagen, passive Bewegungsübungen oder Training auf dem Unterwasserlaufband unterstützen den Heilungsprozess.
Bei fortgeschrittenen Fällen mit Lähmungen oder Kontrollverlust von Blase und Darm bleibt meist nur eine Operation. Ziel ist es, den Druck vom Rückenmark zu nehmen. Hierbei gibt es verschiedene Verfahren wie Hemilaminektomie oder Fenestrierung, bei denen das vorgefallene Material entfernt wird. Je schneller der Eingriff erfolgt, desto größer die Chancen, dass Nervenfunktionen erhalten bleiben.
⚠️ Achtung:
Eine Selbstbehandlung ist ausgeschlossen. Medikamente oder Schonung auf eigene Faust können wertvolle Zeit kosten und die Prognose verschlechtern.
Nachsorge und Rehabilitation
Ganz gleich, ob konservativ oder operativ behandelt wurde – die Nachsorge ist entscheidend. Dazu gehören absolute Leinenpflicht in den ersten Wochen, das Vermeiden von Sprüngen und Treppen, rutschfeste Böden und Rampen in der Wohnung. Eine konsequente Gewichtskontrolle ist ebenso wichtig wie ein individueller Physiotherapie-Plan. Viele Hunde profitieren von Hydrotherapie oder gezielten Übungen zur Stärkung der Rückenmuskulatur. Bei bleibenden Einschränkungen können Hilfsmittel wie Tragegeschirre, Pfotenschuhe oder Hunderollstühle die Lebensqualität deutlich verbessern.
Prognose
Die Heilungschancen hängen vom Zeitpunkt der Behandlung und vom Schweregrad ab. Hunde mit leichten Symptomen können oft vollständig genesen, während bei hochgradigen Lähmungen und fehlendem Schmerzempfinden die Aussichten schlechter sind. Auch nach erfolgreicher Therapie bleibt ein erhöhtes Risiko für erneute Vorfälle bestehen. Darum ist Prävention durch angepasstes Verhalten, gesunde Ernährung und Physiotherapie entscheidend.
Vorbeugung
Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht. Doch Halter können viel tun, um das Risiko zu senken:
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Der Hund sollte immer sein Idealgewicht halten.
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Sprünge und Treppen sollten vermieden, Rampen stattdessen genutzt werden.
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Brustgeschirre sind besser als Halsbänder.
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Regelmäßige, gleichmäßige Bewegung kräftigt die Muskulatur und stabilisiert die Wirbelsäule.
🐾 Häufig gestellte Fragen zur Dackellähme
In vielen Fällen ja. Leichte und mittlere Stadien lassen sich konservativ oder chirurgisch behandeln. Entscheidend ist der schnelle Therapiebeginn.
Typisch ist ein Alter zwischen zwei und sieben Jahren, doch erste Veränderungen können schon im ersten Lebensjahr beginnen.
Nicht direkt. Mit rechtzeitiger Behandlung können viele Hunde ein normales Alter erreichen. Unbehandelt kann die Lebensqualität massiv leiden.
Treppensteigen allein ist nicht die Ursache, kann aber bei vorbelasteten Hunden einen Vorfall auslösen oder verschlimmern.
Bei plötzlichen Schmerzen, Gangunsicherheiten, Schleifen der Pfoten, Lähmungen oder Inkontinenz sofort. Jede Verzögerung verschlechtert die Prognose.
Quellen & weiterführende Informationen
- Maddison, J. et al.: Kleintierkrankheiten – Vom Symptom zur Diagnose, Thieme Verlag, 2016
- Kohn, B. & Schwarz, G.: Praktikum der Hundeklinik, Enke Verlag, 2017
- Nelson, R.W. & Couto, C.G.: Innere Medizin der Kleintiere, Urban & Fischer, 2010
- Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft (DVG): www.dvg.net
- Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH): www.vdh.de